Vor einigen Jahren las ich in Susanne Fischer-Rizzis Buch „Mit der Wildnis verbunden“ über das Freundschaft schließen mit der Dunkelheit. Man setzt sich in der Nacht mitten in den Wald und wartet, bis die Ängste gehen. Bis die Augen den Wald heller werden lassen. Der Wald seine eigene Art von Helligkeit bekommt. Bis man mit der Dunkelheit Frieden schließt.
Jahrelang hat mich diese Seite des Buches verfolgt. Den Gedanken fand ich so schön, aber im Dunkeln bin ich doch ein kleiner Schisser… so hab ich immer einen Grund davor geschoben.
Aber heute habe ich diesen besonderen Moment erlebt… gerade vorhin. Der Mond strahlte so wunderbar, dass ich alle meine Gedanken und Gründe beiseite geschoben habe und mit meiner Kamerausrüstung in den Wald getigert bin. Ich musste diesen Vollmondmoment unbedingt festhalten.
Und da war er… der Moment, als die Nacht sein eigenes Leuchten bekam. Als ich mit der Dunkelheit Frieden schließen konnte. Als ich mich so wohl fühlte, dass ich die ganze Nacht da stehen hätte können. Völlig geborgen inmitten Mutter Natur.
Ich stand mitten im Wald an diesem Waldsee. Links neben mir beschatteten Bäume alles – es war hier also wirklich schwarze Nacht. Und vor mir… Dieser Anblick:
Am Anfang sah ich immer wieder nach links, etwas nevös. Ich sah aber ohnehin nichts, also war das eigentlich aussichtslos. Mein Hund lag neben mir – völlig entspannt. Und ich dachte, falls wirklich jemand kommen sollte, wird sie es als erste merken und anzeigen. So wurde ich immer ruhiger. Bis ich die Geräusche des Waldes so in mir aufgenommen hatte, diese Stille, diese Ruhe, dass ich es wahrscheinlich gewesen wäre, die vor meiner Hündin etwas bemerkt hätte.
Es war einfach magisch!
Ich war angekommen. In diesem Moment, in dieser Nacht! Und ich habe in dieser Nacht tatsächlich Frieden geschlossen mit der Dunkelheit. Ich habe mich so weitaus sicherer gefühlt, als ich es in einer Umgebung mit mehreren Menschen nie hätte sein können.
Voller Stolz bin ich nach ein oder zwei Stunden nach Hause, weil meine Akkus der Kamera leer waren und meine Füße so kalt. Ich glaube, sonst wäre ich da noch sehr viel länger geblieben. Seit diesem Erlebnis sind für mich die Spaziergänge im Dunkeln um so vieles entspannter und friedlicher geworden.
Einen Haken an dieses Erlebnis, das jetzt sicherlich nicht das letzte sein wird. Und fürs nächste warte ich nicht mehr so viele Jahre!
Ein so wunderschöner, kraftvoller Vollmond heute!
Wann warst du das letzte Mal bewusst im Dunkeln unterwegs und hast die Stille der Nacht genossen? Du musst es nicht alleine tun. Nimm dir einen lieben Menschen mit, mit dem du dich einfach mal in den Wald setzt. Ganz bewusst – im Hier und Jetzt!